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Schweigen



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Zeiten, in denen ich einfach schweige,
sind für mich unendlich kostbar. 
Tag um Tag, 
wenn überhaupt Worte sprechen, dann ausgewählt,
denn Worte haben Kraft.
Nur ein Wort kann jemanden unglücklich oder glücklich machen.

Schweigen und Stille sind ein essentielles Bedürfnis von mir, 
wichtiger als Zähneputzen.
 Ich fühle einen Sog in meiner Tiefe, einen Ruf nach Hause.
Es gibt dann im Außen erst einmal nichts mehr, 
was mich interessiert.
Nichts ist so wichtig und so erfüllend, wie mit mir zu sein.
Ehrlich gesagt, kann ich gar nicht genug von mir bekommen.
Ich meine mit "mir"  nicht meine Gedanken und Vorstellungen, 
in Träumen zu schwelgen oder in Erinnerungen zu hängen.
Ich meine mich wirklich zu erleben, 
alles, was ich bin.

Meinen Atem als Köstlichkeit wahrzunehmen, ihn zu fühlen, 
zu fühlen, was er in mir berührt, 
was da ist, und genau das zu erleben.

Welten tun sich in mir auf und ich nehme nur wahr.
Ich lasse mich von mir selbst berühren.
Ich verlasse mich nicht, 
ich bin mir treu, 
ich bleibe bei mir,
 "in guten wie in schlechten Zeiten".

Meist ist am Anfang eine Unruhe da, 
dann fühle ich eben meine Unruhe.
Der Atem fliesst noch nicht frei und das ist okay.
Ich bleibe sitzen und schaue zu.
Ein Raum ist da  für mein Dasein,
er ist immer da, aber nun nehme ich ihn wahr und breite mich in ihm aus,
ein riesiges Geschenk: Platz für mich.
Eine Präsenz steigt auf, ein inneres Lächeln, es ist Frieden.

Ich schaue zu, wie sich die Unruhe wandelt, 
auch hier kehrt Frieden ein.
Neue Gefühle treten auf, die wahrgenommen werden wollen, 
die lasse ich mich ebenso erleben.
So entsteht immer mehr Raum,
im Innen und im Außen.

Der Körper entspannt sich an manchen Stellen, wird weicher und weiter.
An manchen Stellen bleibt er noch verspannt, das ist okay.
Es gibt nichts für mich zu tun.
Der Atem fliesst ruhig und tiefer, 
wird zu einem Strom, der alles trägt.
Innere Stille kehrt ein, 
in der die Gefühle aufsteigen können und dankbar ankommen.
 Fürsorge für alles, was da ist. 

DAS ist die Basis, von der aus ich die Tätigkeiten eines Tages erleben möchte.
Es macht einen großen Unterschied, von wo aus ich agiere.
Ich koche in dieser Stille, ich esse in dieser Stille, 
ich gehe in dieser Stille.

So bin ich immer wieder in meinem individuellen Retreat.
Ich erlebe mich in mir, das ist ein Abenteuer, neben dem die automatischen Abläufe eines 
"Tagesgeschäftes" verblassen und substanzlos werden.
Es sättigt mich, stillt meine Bedürfnisse und meinen Hunger.
Am Ende eines solchen Tages habe ich ein ganzes Leben gelebt,
und zwar meines.

Dann liegt der Abend und die Nacht vor mir und ein neuer Morgen...
Der Raum wird nicht unterbrochen, 
es ist ein fliessender Übergang.
Es ist alles (mein) Sein, 
das Angebot des Lebens schlechthin, 
es anzunehmen und auszukosten.


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