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Das Schließen der leiblichen Augen-das Öffnen der inneren Augen



„Und wenn man von diesem Baum der Erkenntnis gegessen hat, bemerkt man plötzlich etwas ganz Besonderes, etwas Unerwartetes. Es haben sich nämlich die Augen geöffnet. ... Mit dem Öffnen dieser leiblichen Augen schließen sich andere. 
Die Überlieferung erzählt, dass der Mensch vor dem Nehmen dieser Frucht in einem Augenblick vom einen Ende der Welt zum anderen und von einem Ende der Zeit zum anderen sehen konnte. Diese Augen schlossen sich. 
Und während er vorher in einem Nu alles sehen konnte und Zeit und Raum in all ihren Zusammenhängen durchschaute, mit einer Einsicht, die alles umfasste, sah er nun die Vielheit, sah er alles in Momente zerteilt und in Orte, an denen er sich gerade befand. ... 
Der Mensch wurde nun unter dieser Vielfalt, unter dem Detail begraben. Er musste sich spezialisieren, um noch etwas zu verstehen, er hatte längst keine Zeit mehr für das Ganze. Der Teil verlangte immer mehr seine Aufmerksamkeit. Und noch immer ist kein Ende abzusehen. ... 
Und wenn sich die Augen nach dem Essen von diesem Baum geöffnet haben, entdeckt der Mensch, der inmitten dieser endlosen Vielfalt steht, wo ihm von allen Seiten zugeflüstert wird, er sei als Mensch doch sehr mächtig und tüchtig, dass er eigentlich...nackt ist. 
Dass das ganze Leben und all diese Hetze und diese Entwicklung keinen Sinn haben.“ 

Aus: Schöpfung im Wort. Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung, Weiler im Allgäu 1989



An diesem Punkt angekommen ist es nötig, immer wieder und wieder
die äußeren Augen zu schließen und die Aufmerksamkeit
nach innen zu richten.
Bis sich, irgendwann, die inneren Augen  wieder öffnen.





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